Christina Hollinde, Autorin

Bauchtanzen heißt mein Kopf hat Pause

Fast fĂŒnf Jahre Tanzerfahrung liegen hinter mir. Standard, Latein, in der Formation, bei Turnieren, alles war dabei. „Da wird Bauchtanzen bestimmt ganz lustig“, dachte ich mir und bin mit genau dieser Basis im FrĂŒhjahr 2012 zu meinem ersten Abend bei Senay gegangen. Eine Entscheidung, die mir mehr als nur ein paar schöne Abende gebracht hat…

Es ging also los. Wir waren fĂŒnf Frauen. Alle außer mir hatten sich alle schon mal mit Bauchtanzen vertraut gemacht. Aber ich hatte ja meine fĂŒnf Jahre…aber das sagte ich ja schon. Erst mal aufwĂ€rmen, bzw. sich locker machen. Arme, Knie, HĂŒfte, Beine, einfach alles. Ich bin immer locker, dachte ich, also es kann dann auch gerne losgehen. Tat es auch. Musik an und durch den Raum gehen. Stolz. Gerade. Als hĂ€tte man einen Wasserkrug auf dem Kopf. Und gleichzeitig ganz locker bleiben. Die ersten Zweifel kamen. Wie soll das denn gehen? Entweder ich bin locker und hĂ€nge rum wie ein Schluck Wasser in der Kurve oder ich kontrolliere jeden Muskel in meinem Körper. Beides zusammen geht nicht. Nee, tut es auch nicht, aber warum das nicht geht und warum das beim Bauchtanzen auch gar nicht Sinn der Sache sein soll, das wurde mir erst spĂ€ter klar…viel spĂ€ter.

Der erste Abend ging zu Ende und ich war um folgende Erkenntnis reicher: Ich kann keinen Bauchtanz. Also das heißt, doch, ich kann das schon, aber dafĂŒr muss ich das Wort ‚können‘ mal völlig neu definieren: Können nicht im Sinne von auswendig lernen, sich Schritte und Choreographien einprĂ€gen und zwar mit viel Ausdruck, aber mit einem durch und durch angespannten Körper zu tanzen – denn all das ist Bauchtanzen nicht! Meine von mir als so großartig empfundenen fĂŒnf Jahre Tanzerfahrung waren so unwichtig wie nur was. Es kam auf etwas ganz anderes an: Nicht der Kopf beherrscht den Körper und sagt ihm, was er machen soll. Nein! Der Körper weiß das ganz genau. Der Kopf muss ihn nur machen lassen und dazu schaltet er sich am besten aus. FĂŒrs erste jedenfalls. Das habe ich in einigen ganz wenigen Augenblicken an diesem ersten Abend gemerkt. Habe ich nicht darĂŒber nachgedacht, wie genau die Bewegung durchzufĂŒhren ist, wie das wohl aussieht, wenn ich das mache und was wohl die anderen dazu sagen könnten, was ich morgen dringend noch einkaufen muss etc. dann…und nur dann hat es funktioniert. In diesem Moment konnte ich tatsĂ€chlich Bauchtanzen!

Diese Erkenntnis hat mich durch viele Abende mit Senay begleitet, immer wieder bestĂ€tigt und gefestigt. Heute, ĂŒber ein Jahr spĂ€ter ist es eine wahre Bereicherung fĂŒr mich, die ich um keinen Preis missen möchte. Bauchtanzen ist fĂŒr mich viel mehr geworden, als nur tanzen. Bauchtanzen ist Wellness fĂŒr meinen Körper und Geist. Bauchtanzen ist fĂŒr mich die Kunst des totalen Loslassens und des dadurch so viel Erhaltens. Bauchtanzen ist das GefĂŒhl mein Körper gehört tatsĂ€chlich zu mir und ich lerne ihn gerade auf eine ganz andere Art kennen, schĂ€tzen und lieben. Bauchtanzen kommt von innen und wird nicht von außen aufgedrĂŒckt. Das ist der Sinn! Das ist mein Sinn. Nachdem ich das im wahrsten Sinne des Wortes be-grif-fen habe, genieße ich nicht nur jeden Abend beim Bauchtanzen, seither gehe ich auch im Alltag stolz, gerade und ganz locker meine Wege.

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